Tuareg Rallye 2025
Ich hoffe unsere beiden Teilnehmer werden hier auch noch etwas berichten wie die beiden Koves sich geschlagen haben ...
T1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
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Wir haben alles überstanden, die moppeds sind heile, dir Fahrer auch.
Bericht kommt, wenn wir wieder daheim sind und uns sortiert haben
kaum 5 monate später finde ich zeit darüber zu berichten.
in kurz:
die veranstaltung ist in meinen augen einfach ein benchmark was flair, logistik und versorgung angeht.
sehr gute hotels, wirklich gutes essen, üppig platz in den hotels zum parken, schrauben etc.
die strecken waren heuer sehr pistenlastig, viel strecke war zu bewältigen.
wo es eben geht werden dünen mit in die strecke eingebaut. die dünen waren
enorm unterschiedlich zu fahren und für mich herausfordernd.
mein anspruch war: alles fahren was mir möglich ist und ohne gröbere verletzungen
mit einem fetten grinsen im gesicht wieder in frankfurt zu landen.
vorweg: das gesetzte ziel habe ich erreicht.
in lang:
wir (private und ich) haben die moppeds im november 2024 frisch aus der kiste vom
thorsten (BSN-racing) abgeholt und bis auf einen kleinen abstecher nach spanien und
frankreich wurden die karren vor der rally nicht bewegt. hier im süden von deutschland
war winter, bäh-wetter und bei gesalzenen strassen hatte ich es nicht übers herz gebracht
mit einem neuen mopped zu fahren.
wir haben uns aufgeteilt und die moppeds getrennt vorbereitet: private hat sich um das navi-equipment
gekümmert, ich um die mechanik.
navi: wir haben uns für ein samsung tablet galaxy active 3 enschieden, private hat dafür eine halterung
(alu-platte als backing, die klammern aus dem 3d drucker) konstruiert.
dazu ein BT-lenkerschalter, mit dem man entsprechend das roadbook scrollen kann.
die herausforderung war, dass wir beide das tablett im querformat haben wollten, ebenso
das kombiinstrument (KI) auch verfügbar. hauptsächlich wegen der drehzahlanzeige und um
eine redundante kilometrierung zu haben.
die verwendete app für das roadbook war "tomoto", weil es die einzige war, die querformat
vernünftig darstellen kann. gimmik: man kann, wie bei einem papierroadbook auch, das pdf
editieren und mit "textmarker" farbig machen, ebenso teile des roadbooks entfernen.
das war insofern hilfreich, als dass bei dem roadbook nach meinem geschmack wirklich
viel zu viel drin stand.
für die navigation nach wegepunkte haben wir dann die app "osmand" genutzt, dabei die
offline-vectorkarte von marokko benutzt.
das tablet kann "PIP" (picture in picture) und somit beide apps gleichzeitig nebeneinander laufen lassen.
allerdings war mir das schnell zu klein, ich habe unterm fahren nicht wirklich was erkennen können.
daheim, auf teerstrasse und feldweg ging das, aber in marokko querfeldein war das nicht mehr drin.
einfache lösung: mit druck auf die "zurück" taste, konnte ich bequem und schnell zwischen beiden apps
hin und her schalten, beide dann im vollbild.
empfang war grossartig, SIM fürs tablet haben wir nicht benötigt.
halterung: ich hatte mir bei aliexpress für 40€ eine navi-halterung bestellt und die so modifiziert,
dass das KI unten, nah am lenker war. das tablet da drüber und alles möglichst flach baut.
aus 2 gründen: ich bin recht klein und wenn ich sitzend fahre, würde ich gerne sehen, wohin die
reise geht. da kann ich einen hohen turm nicht brauchen. der andere grund ist simpel: wenn ich mal
nach vorne absteigen sollte, will ich nicht mit meinem oberkörper in dem turm hängen bleiben.
zum einen wegen dem verletzungsrisiko, zum anderen weil danach das navi nicht mehr da ist.
private hatte sich den alu-tower vom onkel bestellt und KI unten, tablet oben. das war montagetechnisch
einfacher und schneller.
dann hatte ich noch die idee, das zündschloss durch einen schalter zu ersetzen. die stromversorgung nach vorne
ist von hause aus ausreichend, es müssen keine extra kabel verlegt werden. aber, strom ist eben nur an, wenn
zündung an ist. schlüssel auf der rally ist blöd.
ich hatte mich für einen industrie-drehschalter entschieden, den ich bei amazon bestellt hatte. ihr ahnt es schon:
die idee war gut, der schalter selber war von der qualität her scheisse. der ist nach 2 fahrtagen ausgefallen und wir
haben den mit wago-klemmen ersetzt.
die tablets haben gut funktioniert, die ablesbarkeit war bei manchen sonnenständen schwierig bis grenzwertig,
aber dafür war die lösung mit irgendwas um 300€ sehr kostengünstig.
in unterschätztes problem: der staub. die tablets legen sich voll staub und man muss die ab und an sauber wischen.
blöd, dass das display dann meint die apps schliessen zu müssen.
unterm strich: würde ich wieder so machen.
wir haben uns beide die gefräste gabelbrücke vom onkel gegönnt, damit kann man den lenker
weiter nach vorne verstellen als mit der originalen, was mir sehr entgegen kommt.
mir wären auch noch nach hinten gelegte fussrasten lieb gewwesen, gabs aber nicht.
reifen sind wir hinten mitas stone king 120/90-18 gefahren, vorne hatte ich einen michelin starcross hard(boden)
private irgend was anderes. vorne ist nicht wirklich relevant. vorne mousse, hinten tubliss.
private hatte glaub vorne und hinten schlauch.
an tag 2 hatte sich private hinten einen platten gefahren, das hatte ihm eine gute platzierung versaut.
an sonsten waren die reifen eine gute wahl. michelin dessert und ähnliches war nicht gut, diese art vonreifen
ist speziell im sand viel zu steif. (hatten wir ausprobiert)
sonstige modifikationen:
private hatte den hinteren und den linken tank für sprit, den rechten für wasser.
(es müssen laut regelment 4 liter wasser transportiert werden)
ich hatte die beiden vorderen tanks für sprit, den hinteren für wasser.
wir haben uns beide gegen den wassertank unten am motorschutz entschieden.
dort haben wir lieber erste hilfe, werkzeug und so einen kram verstaut.
hat beides funktioniert.
fahrwerk:
das fahrwerk hatte ich überarbeitet (alle gleitbuchsen gegen showa-teile getauscht) und entsprechend anders abgestimmt.
im wiki werde ich noch die shim-settings einstellen.
federbein war einfach: ein zusätzlicher shim mit einer kleinen, abgefeilten ecke erzeugt ein "bleed", der das bockige ansprechen
des federbeins nimmt, der rest der dämpfungskennlinie bleibt nahezu unverändert.
gabel war aufwändiger: das originale setting hatte keinen float im midvalve (der bereich, wo das öl ungehindert durch das
midvalve kann). um das zu kompensieren wurde das basevalve sehr weich ausgelgegt. im ergebnis bringt das eine gabel,
die zwar sehr durchschlagsfest ist, sich dafür aber bockig anfühlt, auf unebenem boden in der kurve gerne den bodenkontakt
unterbricht und zudem ein starkes packing (zusammenstauchen bei schlägen kurz hintereinander) erzeugt.
kurzum: das geht besser.
geht auch besser: ich nenne es das "erhard-setup" (frei nach dem kollegen, der das ausgetüftelt hat).
die gabel bekommt einen float im midvalve und das basevalve wird härter abgestimmt. dafür sind keine
zusätzlichen shims nötig, die vorhandenen werden lediglich anders sortiert und einige werden entfernt.
auch das kommt noch ins wiki.
zielsetzung ist, dass das fahrwerk einen soliden kontakt zum boden erzeugt.
dazu komfortabel genug ist, damit man sich nicht bei 8h fahrt auf pisten kaputtrüttelt.
gleichzeitig genügend reserven hat, damit man bei einem übersehenen loch/stein nicht gleich
durchschlägt und von der karre geschmissen wird.
am ende hat die abstimmung genau das geliefert. da private deutlich schneller als ich
unterwegs war und er sich auch nicht beschwert hat, behaupte ich mal: für einen
amateur-fahrer durchaus brauchbar. wenns wirklich schnell werden soll, dann wird die
abstimmung an ihre grenzen kommen.
antrieb: wir haben beide den offenen lufi den arrow auspuff ohne kat verbaut gehabt.
ich hatte das 230.1 map, private das race map von BSN. wir sind uns alle einig:
das geht besser, aber aufgrund der kürze der zeit war es nicht mehr möglich an den mappings
noch rumzuspielen.
worüber man sich klar sein muss: der karren braucht drehzahl !! wenn man den wie eine 125er 2takt
fährt, geht da auch ordentlich was. ab 7000 upm schieb das auch ordentlich voran.
wir sind mit 52 bz. 53 zähnen hinten gefahren, das war ne idee zu kurz übersetzt, ging aber.
(der karren läuft dann bei 120 km/h mit knapp 7000 upm. das haben wir dann auf einer verbindungsetappe
auf teer ne gute stunde so stehen gelassen, der motor fühlt sich bei der drehzahl sichtlich wohl).
ein 51er blatt hinten wäre meine erste wahl wenn ich das nochmal machen sollte.
was nicht so gut funktioniert hat:
die originalen lenkerschalter sind relativ bald durch dreck/staub ausgefallen und mussten abends mit bremsenreiniger
aufwändig gereinigt werden. hier würde ich andere empfehlen.
der kill-schalter am ständer ist bei private abgefallen, das konnte er jedoch schnell fixen.
den würde ich im vorfeld stilllegen.
ABS haben wir durch ziehen der sicherung still gelegt, evtl. lohnt es sich das ganze gerümpel
auszubauen. dürfte ein grobes kilo sein, was man sich da sparen kann.
die sitzbank ist wirklich wenig bequem, mir schlafen da auf der verbindungsetappe schnell
die beine ein.
was fehlt:
zum aufheben habe ich hinten an den beiden befestigungen am heck einen alten spanngurt angeschraubt.
damit wird das aufheben erheblich einfacher.
die rally selber war wie eingangs schon erwähnt sehr schön zu fahren, für mich ausreichedn abwechslungsreich.
besonders an den langen „schotteretappen“ habe ich meine freude gehabt.
ich werde, wenn es sich ausgeht, 2027 wieder mitfahren. bis dahin muss ich aber noch wirklich fahrpraxis aufbauen.
nur in der kiesgrube und auf dem trialer rumgurken ist das flasche trainingssetup.
Super Fazit👌 vielen Dank fürs Teilen.
Mich würde noch interessieren, wie das Ganze logistisch bei euch abgelaufen ist , speziell was den Motorrad-Transport betrifft.
Habt ihr die Maschinen selbst hingebracht (z. B. mit Anhänger oder im Transporter), oder gab’s da vielleicht eine organisierte Möglichkeit über den Veranstalter?
Und wie lief das mit den administrativen Sachen ab?
Also z. B.: Zoll oder einfuhrformalitaeten,
Technische Abnahme vor Ort?
Muss man irgendwas im Vorfeld vorbereiten?
Wäre super, wenn du magst umd möchtest, ein paar Erfahrungen ebenfalls dazu teilen könntest. Denke dass das den einen oder anderen (mich) interessiert. das ist ja oft der Teil, der im Vorfeld auch Planung braucht( also die weiteren „Unkosten“)😉 gerne auch privat.
wir haben beim veranstalter mopped transport und 2 kisten (modell "pierre henry", gibts im gut sortierten baumarkt).
dann die moppeds und die kisten zum sammelpunkt eine woche vorher gebracht, papiere erledigt und das wars.
wir sind dann ganz entspannt von frankfurt über casablanca nach er rachidia geflogen, von da mit dem taxi ne knappe
stunde zum hotel.
somit war die ein- und ausfuhr vom mopped für uns total stressfrei. was alles vorbereitet werden muss,
dafür gibts vom veranstalter eine checkliste.
"scruteneering", also papierabnahme und technische abnahme sind völlig tiefenentspannt.
wichtig ist, dass alles bezahlt ist und dass du deine papiere (pass, fahrzeug, führerschein) dabei hast.
dann bekommst du die aufkleber zum bekleben und den gps-tracker, mit dem alle fahrzeuge
überwacht werden.
ob deine karre technisch fit ist oder nicht, ist dann deine sache. erfahrungsgemäß sind die fahrzeuge
inzwischen sehr gut vorbereitet und der veranstalter überprüft das nur noch sporadisch.
zum vorstart morgens wird allerdings jedesmal überprüft, ob du das vorgeschriebene sicherheitsequipment
(4 liter wasser, 2 mobiltelefone, gps-tracker, erste hilfe pack) dabei hast. wenn nicht: 4h strafzeit. bäm!!
unsere moppeds: kleines sportkennzeichen am sportheck, alles andere entfernt.
also kat, db-killer, spiegel, blinker und diese dusseligen katzenaugen an der gabel.
die größte vorbereitung für mich (ü50) war es, entsprechend kraft aufzubauen. dafür bin ich
etwa 9 monate 2 mal die woche ins studio und habe reines krafttraining gemacht.
ganz ehrlich: das hat sich vollkommen gelohnt!
wenn du diese vollgetankte scheisskarre über die düne geschmissen hast, ist es eine
elendige und kräftezehrende plackerei, den trümmer wieder auf die räder zu stellen.
von den knapp 40°C mal abgesehen.
da lohnt es sich, wenn man nicht nur pudding in arm und bein hat.
was mir definitiv gefehlt hat: fahrpraxis in der strecke. also idealer weise MX-training.
ich bin mehr so im (extrem-) enduro und trial zu hause, schnell fahren ist nicht mein ding.
aber eine düne geht nicht langsam rauf zu fahren. da musst du unten voll reinhalten und den
hahn gespannt lassen, bis kurz vor der kante.
das hat mich wirklich überwindung gekostet und es hat gedauert, bis das halbwegs ging.
von schnell sprechen wir da garnnicht. nur von "geht".
von der ausrüstung her habe ich mir noch eine alpine airbag weste gegönnt, die sich auch wirklich
rentiert hat. die hat mir bei einem abgang über den lenker das schlüsselbein gerettet,
bei einem anderen abflug hatte ich noch nicht mal blaue flecken.
die kann ich wirklich empfehlen. aber da sollten schon noch ein paar ersatzpatronen mit.
2 ersatzpatronen wurde echt knapp, ich hab insgesamt 3 verbraucht.
"Hat irgendjemand Ideen? Ausgefallene? Eingefallene? Umgefallene? Überhaupt nicht gefallene?"
kostentechnisch mal so grob drüber:
3700.- nenngeld mopped
900.- transport mopped mit kisten
475.- flug
50.- taxi
120.- bahnfahrt nach frankfurt
120.- von frankfurt
sind zusammen 5365 piepen.
für die vorbereitung (navi mit turm, veränderungen am fahrwerk, reifen,
mousse, sportheck, neue kette und kettenrad, bissi kleinkram) würde ich
mal nen knappen tausender rechnen.
ersatzteile (kove spezifisch):
satz bremsscheiben und beläge, filter für öl und luft, öl, zündspule, ecu, map-sensor,
einspritzdüse, kette, kettenrad, radlager, ersatzreifen, ersatzspeichen und noch ein paar kleinteile
waren auch noch mal ein schlanker tausender, vielleicht auch weniger.
aber die teile kann ich alle weiter verwenden und aufbrauchen.
aber wer rechnet das schon zusammen, das will keiner wirklich wissen. :D
anbei die website vom veranstalter:
https://www.tuareg-rallye.com/
die videos geben einen guten eindruck und sind wirklich sehenswert.
Stark, danke dir für die ausführliche Zusammenfassung, das liest man nicht alle Tage, danke fürs Teilen👍
Deine Erfahrungen und Hinweise sind wirklich hilfreich, gerade für alle, die neu in der Rallye-Szene sind oder sich besser vorbereiten wollen. Ein echter Mehrwert für die Community;-)
Vielen Dank für die ausführlichen Informationen und deine persönlichen Eindrücke.
Interessant auch mal eine Kostenaufstellung zu sehen ;-)
Allerdings kann ich die von dir beschiebene "Tomoto" app nicht finden? ("die verwendete app für das roadbook war "tomoto", weil es die einzige war, die querformat
vernünftig darstellen kann"). Gibt es diese nicht mehr oder war da ein Schreibfehler am Werk ?
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